Montag, 11. Juni 2012

Im Herzen Australiens: RED CENTER

Und jetzt geht sie los, meine finale Reise...
Nachdem alles gepackt und jeder verabschiedet war, fuhren wir im frühen Morgengrauen bei niedrigen 10° zum Flughafen und ca.4h später schlug uns strahlender Sonnenschein und satte 30° entgegen, als wir in Alice Springs das Fkugzeug verließen. Ahhhh... wie schön.
Viel zu sehen gibt es direkt in Alice nicht unbedingt, es ist ein recht deprimierender Ort, da hier die meisten Aborigines leben. "Hausen" wäre womöglich der passendere Ausdruck, da die meisten arbeits- und obdachlos sind... Es macht mich traurig, dass diese, einst von einer so beeindruckenden, edlen und uralten Kultur stammenden Menschen fast ausnahmslos hoffnungslos dem Trinken, Betteln, Pöbeln und Stehlen verfallen sind. Vor allem nachdem ich so viel über ihren Glauben, ihre Weisheit gelernt habe. Ich hörte ja schon immer, dass man in Alice nachts lieber nicht alleine durch die Straßen laufen sollte, es zu vielen Einbrüchen kommt etc., aber ich tat vieles als Klischee, Rassismus und Vorurteil ab, waren doch viele meiner Stammkunden in Townsville selbst Aborigines und führten ein völlig "normales" Leben und waren von absolut abständiger, liebenswürdiger Natur. In Alice scheint es jedoch so, dass hier ein Großteil der Aborigines tagein, tagaus nur im Park oder schlicht am Straßenrand sitzt, die Flasche griffbereit, und vorrübergehende Touristen bepöbelt oder um Zigaretten und Geld für Bier bittet (viele vertuschen das nicht einmal...) und teilweise so unangenehm nach Schweiß riecht, dass man es schon aus 3mEntfernung wahrnimmt. Hierher kommen diejenigen, denen schon längst alles gleichgültig ist. Versteht mich nicht falsch, ich hege keinerlei rassistische Gefühle gegen diese Menschen, es macht mich einfach nur traurig. Alice ist ein deprimierender Ort und führt zu wachsender Diskriminierung und Elend. Ich traf viele Australier die eine tiefe Abneigung gegen Aborigines hegen und sie nur abfällig "Abos" schimpfen und nicht einmal darüber nachdenken, was und vor allem WER zu diesem elenden Teufelskreis geführt hat. Das waren nämlich wir selbst - "die Weißen". Aber das ist ja nichts Neues in der Weltgeschichte...
Nun aber zu erfreulicheren Geschichten:
Am Mittwoch brachen wir endlich ins rote Herz Australiens auf: Das Outback. Ist Alice Springs immerhin die nächste Ortschaft zum Ayers Rock, braucht man doch noch geschlagene 5Stunden bis man dann ganz aufgeregt den berühmten roten Stein am Horizont erspähen kann (nachdem man erstmal Mount Conor - Uluru's "kleinen Bruder" - missverständlicherweise bejubelt hat). Und das ist Ayers Rock dann letztendlich auch:Ein großer, roter Stein. Und doch, kommt man näher, relaisiert man, dass es tatsächlich ein ziemlich RIEßIGER Felsbrocken ist und das in einer ziemlichen flachen Einöde und daher schon ziemlich beeindruckend und umso faszinierender, wenn man mehr über die traditionellen Geschichten der Aborigines erfährt, die sich dicht wie ein Dschungel um Uluru ranken - ein heiliger Ort. Australiens Ureinwohner würden ihn aus Respekt nicht einmal besteigen und bitten auch alle Touristen darum, es zu unterlassen. Doch es nicht keinesfalls gesetzlich verboten und der Steig ist geöffnet und weil es nunmal ein "once-in-a-lifetime-experience" ist, entschlossen Tom und ich uns nach einigem Abwiegen dann doch dafür, Ayers Rock zu erklimmen. Obwohl ich gestehen muss, dass mich das schlechte Gewissen bei keinem Schritt loslies - ich trampelte ja wortwörtlich auf anderer Leute Kultur herum...
Nun ja, gerechterweise muss angemerkt sein, dass es einem dann auch absolut nicht leichtgemacht wird, man kann wirklich nicht von einem touristengerechten Weg oder Pfad sprechen. Man kraxelt in praller Sonne, ohne den winzigsten Schatten, am blanken Stein hinauf, so steil, dass teilweise Seile aufgespannt sind, an denen man sich hochziehen muss bzw. "abseilen" auf dem Rückweg. Es ist ein quälender und harter Weg, der endlos scheint und ich sah so einige Menschen ausrutschen und ein bisschen den rutschigen Fels herunterschlittern bevor sie wieder das Seil ergreifen konnten - ich verstehe nun, wie einige Menschen hier ihr Leben ließen. Doch wir erkämpften uns tapfer den Weg nach oben und die Aussicht über die scheinbar endlose australische Weite (jetzt im Winter überraschend grün) war zitternde und schmerzende Oberschenkel allemal wert. Und diese Stille. Ich war noch nie an einem so absolut stillen Ort. Ich setzte mich zum Verschaufen hin und das NICHTS in meinem Ohren schmerzte beinahe. Leider konnten wir nicht so viel Zeit dort oben verbringen, wie ich es mir gewünscht hätte und so stand auch schon bald wieder der Abstieg an, den wir alle ohne gebrochene Knöchel oder aufgeschürfte Knie überstanden.
Und ab ging es wieder in den Bus, damit wir rechtzeitig zum Sonnenuntergang an unserer viewing-platform ankamen. Vom Sonnenuntergang war ich dann doch eher ein bisschen enttäuscht, da die Broschüren eine spektakuläre Farbänderung Ulurus versprachen - die Realität dann aber doch etwas normaler ausfiel. Trotzdem hübsch, das Ganze mit einem Gläschen Champagner und Crackern zu genießen.
Campside für die erste Nacht war ziemlich zivilisiert in einer Anlage mit Duschen, Toilettenblocks etc. Noch nicht so viel vom Outback-Adventure zu spüren, dröhnten außerdem die Bässe einer benachbarten Gruppe durch die Nacht und vertrieben ein bisschen die idyllische Lagerfeuer-Atmosphäre. Never mind, alle waren müde genug um sich schon bald in den "swags" zusammenzurollen, den tatsächlich beeindruckenden Sternenhimmel zu bewundern und schnell einzuschlummern. Ja, die berühmten australischen "swags" muss ich an dieser Stelle noch ein bisschen näher erleutern. Fällt die Temparatur im Outback im Winter dann doch auf unangenehm kühl 10° herunter, will man es als unterm-Sternenhimmel-schlafender-Camper ja lieber schön kuschelig haben. Also erfanden die Aussies eine praktische Kombination aus Matte und Schlafsack in einem, aus robustem, armeegrünem Leinenstoff bestehend, der den Wind und die Kälte ohne weiteres abblockt und überraschend weich und bequem ist. In diese provisorischen Einmann-Cocoons schlüpft man dann - in einen weiteren Schlafsack gemummelt - hinein und schläft tatsächlich wie ein Baby. Ich liebte es.
Tag zwei begann in aller Frühe. Und in aller Frühe bedeutet in diesem Fall noch WEIT BEVOR Sonnenaufgang, denn eben diesen zu bestaunen war dann die erste Sensation des Tages. Ohhh es war hart, meine kuschlig warme swag zu verlassen, aber - diesmal versprachen die Broschüren nicht zu viel - es war es allemal wert. Hätte ich gewusst, dass ich von nun an  jeden einzelnen Tag unserer Reise zu Sonnenaufgang oder kurz danach aufstehen würde, hätte ich Tom vermutlich einen Vogel gezeigt und wäre zurück nach Melbourne geflogen. Verrückt, dass ich in meinen letzten Wochen so sehr vom Morgenmuffel zum abenteuerlichen Outdoor-Mensch mutiere. Aber nun zurück zum besagten Sonnenaufgang.
Der war nämlich tatsächlich ziemlich beeindruckend, und wir verfolgten staunend den spektakulären Farbwechsel, der hinter der Silhuette Ulurus aufglühte, bis dann schließlich die Sonne selbst über den Horizont lugte. Sobald sie vollständig aufgegangen war, ging es dann auch schon wieder weiter, denn unserer nächster Stop waren die Olgas oder Kata Tutja, eine weit weniger berühmte "Gesteinsformation" und man ist hier besser dran, Wanderungen so früh wie möglich zu beginnen - solange es noch kühl ist.
Ich glaube, Kata Tutja war dann eigentlich auch mein persönlicher Höhepunkt des Trips, so beeindruckend Ayers Rock auch ist - eine Wanderung durch die Olgas hielt wesentlich mehr Abeneuer, Kletterei und Ausblicke für mich parat. Leute, die nur einen Tagesabstecher zu Uluru machen, versäumen definitiv etwas! Am besten lassen sich die Olgas wohl als kugelförmige, rote Steinbrocken beschreiben, die, wenn man zwischen ihren Kluften läuft oder sie heraufklettert, in beeindruckender Höhe aufragen. Ich liebte es und hätte gern noch mehr Zeit zum Ausharren und Aussicht genießen gehabt, aber unsere Gruppe hatte es leider etwas eilig...
Die folgende Nacht verbrachten wir mehr oder weniger in offener Wildnis, kein Mensch weit und breit, dafür allerdings so einige Rinder, deren Muhen die sonstige Stille der Nacht unterbrachen. Ich fürchtete schon fast, im Laufe der Nacht von einer Kuh überrannt zu werden (die Weiden der australischen Farmer erstrecken sich meistens über so viele Hektar, dass sich keiner die Mühe macht, sie zu umzäunen o.Ä.), schlummerte dann allerdings erneut tief und fest - in meine swag gekuschelt am Lagerfeuer. Allerdings nicht bevor ich den tatsächlich atemberaubenden Sternenhimmel so lange mit aufgerissenen Augen bestaunte, bis eine dicke fette Sternschnuppe fiel. Das rundete den Tag nun wirklich ab und befriedigt schloss ich meine Augen.
Und schon war die Nacht wieder vorbei und im frühen Morgengrauen brachen wir zum King's Kanyon auf. Wieder kletterten und kraxelten wir einige gute Stunden herum und erforschten die Höhen und Tiefen dieser beeindruckenden Gesteinskonstellation, die sich in ihrer Beschaffenheit wiederum so sehr von Ayers Rock und den Olgas unterscheidet, dass man nur erahnen kann, in welch paradiesische Entzückung eine solche Wanderung einen waschechten Geologen versetzen würde. Ich meinerseits genoss es vorallem, nach den 3Monaten in Melbourne mal wieder körperlich aktiv zu sein und so viel spektakuläre Natur u genießen. Und natürlich die Wärme ;)
Und damit machten wir uns dann auch schon wieder auf den Rückweg nach Alice, trafen uns mit unserer Tourgruppe noch zum gemeinsamen Dinner und Bierchen und fielen mal wieder weit vor Mitternacht in einen traumlosen Schlaf der Gerechten. Am folgenden Tag sollten Tom und ich unseren Relocation Van abholen und uns auf unsere 6tägige Reise nach Broome gegeben...

P.S.: Da die Steinzeitcomputer meiner Eltern und die verstaubte Internetverbindung hier ungefähr Jahre brauchen um Fotos hochzuladen, habe ich diesmla nur einige wenige ausgesucht. Die ganze Pracht gibt’s dann in Kürze auf facebook zu bestaunen J

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