Donnerstag, 5. April 2012

MIR LANGT'S.


Da war ich nun also, noch voll besandet und gebräunt von Fraser Island und überglücklich, wieder in Melbourne und bei Tom zu sein.

Und dann passierte folgendes: Nach erster und definitiv deftig durchgefeierter Nacht weckte mich am folgenden Morgen mein Schweiß. Der bei den satten 40Grad-Temperaturen in unserem unklimatisierten, Sonnenseiten-gelegendem Hostelzimmer auch nicht mehr aufhören wollte zu strömen. Stönend und mit brummendem Schädel beschloss ich, eine kalte Dusche zu nehmen und dann zu versuchen weiterzuschlafen. Etwas erfrischt, aber nach wie vor blind wie eine Eule hob ich mein Bettzeug auf und machte mich grummelig daran, mein Bett zu beziehen (das hatte ich nachts zuvor versäumt...), als ein - wie mir schien - dicker Staubflußen heraus und vor meine Füße fiel. Meine geringfügig geweckte Neugier veranlasste mich dann sogar, mich zu bücken, "es" mit spitzen Fingern aufzuheben und einer näheren Betrachtung zu unterziehen (bei meiner Blindheit hätte es auch leicht mein Handy, Make-Up-Utensil oder Müesliriegel sein können - einerlei). Mein Hirn brauchte satte 5Sekunden um die grässliche Information, die meine Sehnerven fluchend kreischten, zu verarbeiten und an meine Stimmbänder weiterzuleiten. Was in einem schrillen und angeekeltem Schrei resultierte.

Was ich in meiner Hand hielt, war nichts anderes als eine tote Maus.

Prächtig. Wenige Sekunden später waren alle drei weiteren Raumgefährten hellwach, und zur Stelle mit gezückten Baseball-Schlägern, um mich vor vermeintlichem Mörder/Einbrecher/Vergewaltiger zu beschützen. Spaß beiseite. Ihre wirkliche Reaktion bestand aus müdem Stöhnen, Kissen-über-die-Ohren-pressen und nenervten "Will ya pleeeaase shut up, my head is killing me!"-Rufen. Ich allerdings kannte keine Gnade, schleuderte Kadaver und Bettzeug von mir, trippelte panisch und angeekelt mit den Füßen und kreischte. Tom erbarmte sich dann, das arme Vieh zu entsorgen und beruhigte mich soweit, dass ich tapfer mein Kissen packte und auf mein Hochbett kletterte. Bevor ich meinen Kopf jedoch auf besagtes Kissen niedersinken ließ, erweckte eine Bewegung mein Interesse. Eine Bewegung AUF MEINEM KISSEN. Ich brachte meine Augen auf 2cm-Nähe heran, fokussierte angestrengt und fing erneut an wie am Spieß zu kreischen, aufsprang (mir dabei fast den Schädel an der Decke einschlug) und das von Maden wimmelnde Kissen von mir warf. Ja, Maden. Na gut, es wimmelte nicht. Es waren vielleicht 4 oder 5. Aber das ist ja nicht der Punkt. M-A-D-E-N!! Abgesehen von Nacktschecken, gibt es etwas Widerlicheres als Maden?? Ich glaube kaum.

Es brachte mich fast zum Weinen, so angeekelt und müde und verzweifelt war ich - ich wollte doch einfach nur schlafen. Diesmal brauchte es länger, mich dazu zu bewegen, das Ganze ersteinmal sein zu lassen und später mit dem Hostelmanager zu klären. Letztendlich siegte die Müdigkeit und ich legte mich vorsichtig nieder - ohne Laken, Bettdecke oder Kissen. Halb war ich weggedöst, als ich etwas mein Schlüsselbein entlang kriechen fühlte. DAS PASSIERT JETZT NICHT! Das musste doch alles ein böser Traum sein! War es dann leider nicht.
So widerlich, dass ich alles Anekdoten-Ausschmückende jetzt weglasse (mir graust es bei der reinen Erinnerung) und den schlichten Fakt aufschreibe: Auf mir krabbelte eine Made herum.
Long story short: Ich war noch nie in meinem Leben so angeekelt und an Schlaf war sicherlich nicht mehr zu denken. Da das Hostel allerdings ansonsten sauber und hygienisch zu sein schien und das Team superfreundlich war, beschloss ich, keine großartige Szene zu machen. War noch nie eine Drama-Queen... Der Manager war sichtlich beschämt und sorgte persönlich dafür, dass ich diesmal Ungeziefer-freies Bettzeug erhielt. Und außerdem so manches freies Bier :)

Was ich diesen Morgen außerdem noch beschloss war, dass es mir reichte. Ich hatte die Schnauze voll von Hostels!!! Zu viele lange Monate hatte ich mich mich dreckigen Gemeinschaftsküchen - und bädern, schnarchenden Raumgenossen, geteilten Zimmern und quietschenden Hochbetten herumgeschlagen, ich hatte die Nase gestrichen voll.
So kam es, dass Tom und ich erst wenige Tage später in unser neues Heim einzogen - dazu bald mehr...

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